Biologische Vielfalt, die schmeckt
Der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt stehen auf dem Biohof im Fokus. Neu finden auf unserem Hof seltene und längst vergessene traditionelle Tomaten-Sorten ihren Platz. Das Ziel ist, eine genetische und geschmackliche Vielfalt zu erhalten.
In der Schweiz gibt es mehr als 500 Sortenbetreuer:innen von ProSpecieRara und der Arche Biohof darf sich neu dazu zählen. Der Biohof engagiert sich, altes Tomatensaatgut aus der ProSpecieRara-Samenbank zu züchten und diese Sorten für die Zukunft zu sichern. Im Interview erzählt David Giger, Fachmitarbeiter auf dem Arche Biohof, mehr über diese Arbeit.
David, was hat euch dazu bewogen, Sortenbetreuer von ProSpecieRara zu werden? «Wir sind stets bemüht, eine vielfältige Auswahl an Sorten anzubieten. Bereits in den letzten Jahren haben wir, als zertifizierter ProSpecieRara-Gemüseproduzent, seltene Sorten angeboten, die nicht in jedem Laden erhältlich sind. Durch den Klimawandel mit seinen Folgen von langen Regen- oder Trockenperioden können Sorten, die nicht genügend widerstandsfähig sind, anfälliger für Krankheiten sein und weniger Ertrag geben. Daher ist es wichtig, dass wir verschiedenes Saatgut aussäen, um die genetische Vielfalt zu bewahren und so den klimatischen Veränderungen zu trotzen.»
Welche Vorgaben gibt es von ProSpecieRara für den Anbau des zertifizierten Saatguts? «Die Samen der ProSpecieRara Samenbank haben wir bereits erhalten und für sie in unserem Tunnel Platz geschaffen. Die neuen «alten Sorten» werden mindestens drei Meter von den anderen Sorten entfernt angebaut. So bleiben diese sortenrein. Was ich daran spannend finde, ist, dass wir die Eigenschaften der Sorten beeinflussen können. Das ist ganz einfach: Wir entnehmen zum Beispiel den am frühesten gereiften Tomaten die Samen und trocknen sie. Wenn wir diese im nächsten Jahr setzen, gibt es Tomaten, die früher reif werden.»
«Sortenvielfalt ist ein Teil der Biodiversität.»
Warum gibt es gewisse Sorten nicht mehr? «Das Lebensmittelangebot wird immer eintöniger und nur noch wenige Varianten dominieren die Supermarktregale. Der Grund dafür ist, dass sich die meisten alten Tomaten-Sorten nicht für eine wirtschaftliche Produktion eignen. Grossverteiler bevorzugen Tomaten, die zur gleichen Zeit reif sind, eine einheitliche Grösse haben, robust und lagerfähig sind. Der Trend geht zwar in die richtige Richtung und vereinzelte Sorten finden sich wieder in den Supermärkten. Aber die traditionellen Sorten sind in der Regel nicht so lagerfähig, wie es die Händler heute verlangen. Für die Vermarktung ist es ebenfalls einfacher, wenn Geschmack und Grösse von Gemüse und Frucht gleichbleiben. Das bedeutet, dass unser Biohof weiterhin eine Nische bedienen wird und wir unseren Kunden mit der neuen Sortenvariation eine Geschmacks- und Farbvielfalt mit besonderen Eigenschaften anbieten können.»
Warum ist es aus deiner Sicht notwendig, die genetische Artenvielfalt zu erhalten? «Die Sortenvielfalt ist ein Teil der Biodiversität. Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Es gibt 500 Tomatensorten, von denen nur noch fünf angebaut werden. Es braucht nur einen Schädling, für den diese Sorten anfällig sind, und sie werden vernichtet. Genetische Vielfalt ist wichtig, damit wir auf Schädlinge, Krankheiten und den Klimawandel reagieren und ihn abfedern können. Auch die Variation von Farbe, Grösse und Geschmack ist ein starkes Argument.»
«Ich bin schon sehr gespannt, wie sie schmecken.»
Auf welche seltenen Sorten können sich eure Kunden freuen? «Wir starten mit Tomatensaatgut, weil die Gewinnung von den Samen am einfachsten ist. Folgende Sorten haben wir von der Samenbank erhalten: 'Goldapfel, 'Brad’s Grape' und 'Schwarzes Ochsenherz'. Ich bin schon sehr gespannt, wie sie schmecken.»
Unsere Gemüsekorb-Kund:innen und die Besucher:innen unseres jährlichen Setzlingsmarktes im Frühling im Arche Brockenhaus dürfen sich auf eine geschmackliche und farbliche Vielfalt freuen.