Er war stets für andere da
Nach 17 Jahren als Sozialpädagoge im «Arche Betreutes Wohnen» geht David Benz in Pension, von Ruhestand kann aber keine Rede sein. Die Bewohner:innen und wir Mitarbeitenden werden ihn vermissen.
David, freust Du dich auf den neuen Lebensabschnitt oder hätte der noch etwas warten können?
«Ich freue mich sehr auf mein neues Leben. Ich hätte es auch noch länger in der Arche ausgehalten, merke aber, dass ich nicht mehr über die gleichen Kräfte wie einst verfüge. Und ich stellte immer mehr fest, wie sehr diese Arbeit die eigenen Ressourcen auf verschiedenen Ebenen anzapfen kann. Eine Erkenntnis, die nicht zu unterschätzen ist. Meine Frau, die bereits im Ruhestand ist, wartet auf jeden Fall bereits sehnsüchtig auf meine Pensionierung.»
Die Frage, die kommen «muss»: Wie bist du zur Arche gekommen?
«Von der Arche erfahren habe ich während meiner Ausbildung zum Sozialarbeiter. Christian Bernath war Aussendozent zum Thema Sucht und deren medizinische Aspekte. Christian war zu der Zeit im Vereinsvorstand der Arche tätig. Ich arbeitete damals im Suchtbereich und konnte enorm von seinem spannenden Unterricht profitieren. Seit dann war die Institution Arche Zürich für mich positiv besetzt. Als ich 2007 ein Stelleninserat von der Arche sah, habe ich mich sofort darauf beworben.»
Das Leben unserer Klient:innen ist manchmal eine Gratwanderung. Spiegelt sich das in eurer Arbeit wider?
«Unsere Arbeit ähnelt tatsächlich manchmal einem Balanceakt. Vor- und Nachteile einer Entscheidung sind oft nicht eindeutig und verschiedene Faktoren müssen dabei gegeneinander abgewogen werden, um bei einem:r Bewohnenden einen Absturz zu vermeiden.»
Was sind immer wiederkehrende Herausforderungen im BW?
«Der tägliche Kampf gegen die Verwahrlosung ist eine davon. Diese habe ich mitunter zermürbend empfunden. Auf der anderen Seite brachte jeder Tag auch neue Herausforderungen, langweilig wurde es nie (zwinkert).»
Was war eher schwierig oder gar belastend?
«Ungute Situationen ändern wollen, aber keinen Handlungsspielraum erkennen können, war immer schwierig auszuhalten. Täglich damit konfrontiert zu sein, Menschen zu unterstützen, die Halt im Leben und Lösungen für ihre Schwierigkeiten suchen, ist zwar spannend und herausfordernd, braucht aber auch viel Energie. Sich kümmern hat eben auch viel mit Kummer zu tun. Neben diesen Belastungen gab es allerdings auch viele schöne und heitere Momente.»
Gab es in Deiner Arche-Zeit grundlegende Veränderungen beim Angebot «Betreutes Wohnen»?
«Als ich anfing bei der Arche, gab es nur den Arche Wohnplatz an der Thujastrasse 5, der damals ziemlich eigenständig operierte und lediglich Platz für neun Bewohnende bot. Bald nach meinem Start fusionierte die Arche mit dem Verein ZAP (Zürcher Aidsprojekte), mit den Wohnhäusern Waid und Blüemlisalp, woraus in der Folge der Bereich Wohnen der Arche entstand. Der Wohnplatz mit seinen Bewohnenden ist dann 2010 in den Neubau an der Hohlstrasse 478 gezogen. Ich war mitbeteiligt beim Schreiben des Konzeptes für das entstehende Angebot, das bis heute seine Gültigkeit hat.»
Verrätst du uns Pläne für deine Pension?
«Ich hoffe, viel Zeit mit meiner Frau auf unserem Boot auf dem Obersee zu verbringen und beabsichtige, mit traditionellem Bogenschiessen zu beginnen. Ausserdem freue ich mich, Zeit zum Zeichnen zu haben und mich mehr in der Natur oder im Fitnessstudio zu bewegen. Und ein paar kleine Reisen haben wir auch schon geplant...»
Du singst auch, in der Acappella-Band «Blue Marlou». Was verbindest du mit (deiner) Musik?
«Ich komme aus einer Sängerfamilie. Singen hat mich in meinem Leben immer begleitet. Und da man sich heutzutage nicht mehr im Freundeskreis zum Singen trifft, mache ich es eben in einer Band...»
Worauf wirst du gerne zurückschauen?
«Auf eine interessante, sehr abwechslungsreiche Arbeit. Gerne erinnere ich mich an die vielen liebenswürdigen, faszinierenden Bewohnenden, die mit schwierigen Bedingungen kämpfen müssen und, auch durch die Unterstützung der Arche, trotzdem mehr oder weniger erfolgreich sind. Wichtig waren mir auch meine wunderbaren Teamkolleginnen und -kollegen, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe und auf deren Unterstützung ich stets zählen konnte. Und nicht zuletzt auf fähige Vorgesetzte, die mich fair und wohlwollend behandelt haben. Das alles macht den Abschied zwar nicht leicht, lässt mich aber dankbar und mit einem guten Gefühl auf mein Arbeitsleben in der Arche zurückblicken.»
David, herzlichen Dank für das Gespräch und für Dein grosses Engagement über all die Jahre!