Maja Bachmann* bestreitet aktuell das Belastbarkeitstraining und ist damit am Anfang ihres Weges zurück in die Arbeitswelt. Ich treffe sie an einem regnerischen Vormittag für ein Gespräch im Tomatentunnel.
Es ist ein Donnerstagvormittag im Juni, es regnet. Ich treffe Maja Bachmann im Tomatentunnel, sie jätet Unkraut. «Der Regen macht mir nichts aus und hier im Tunnel bin ich geschützt», sagt die aufgestellte Frau. Seit Mitte Mai ist sie im Programm der IV-Integrationsmassnahmen, jeden Tag arbeitet sie von 10 bis 12 Uhr. In den ersten drei Monaten bestreitet sie das Belastbarkeitstraining. Dies heisst, jeden Monat wird die Tagesarbeitszeit um eine Stunde erhöht. Das einzige Ziel, das Maja Bachmann von ihrer IV-Beraterin erhalten habe, sei pünktlich zu sein. «Das ist gar nicht so einfach», erläutert sie mir. Sie hat ein sehr schwieriges Jahr hinter sich. Die Spuren sitzen tief.
Nach der Kündigung kam die Erschöpfungsdepression
Bis vor einem Jahr hatte sie eine verantwortungsvolle Arbeitsstelle. Sie leitete Projekte, koordinierte die verschiedenen Bedürfnisse der Behörden, Mitarbeitenden und Kunden. Die Situation im Team veränderte sich schleichend, wurde schlechter. Mobbing war im Spiel, Maja Bachmanns Beziehung zu ihrem Vorgesetzten angespannter. Während des Shutdowns im letzten Jahr wurde sie entlassen. Diese schwierige Situation mit ihrem Arbeitgeber zog ihr den Boden unter den Füssen weg, sie erlitt eine Erschöpfungsdepression. Das ganze Jahr über verbrachte sie die meiste Zeit zuhause, oft wochen-lang allein, in ihrem Bett. Die Kraft zum Aufstehen fehlte ihr. Freunde und therapeutische Begleitung halfen ihr, langsam wieder Fuss zu fassen. Diesen Frühling meldete sich Maja Bachmann bei der SVA, wo sie dann sehr schnell in die Integrationsmassnahme vermittelt wurde.
Wieder einen Rhythmus finden
Nun ist sie hier, muss jeden Tag aufstehen, pünktlich zur Arbeit erscheinen, einen Rhythmus und eine Tagesstruktur finden. «Jetzt nach einem Monat habe ich meinen Ablauf gefunden und es geht schon besser», erzählt sie. Im gleichen Atemzug erwähnt sie, dass sie nun aber am Anfang des zweiten Monats des Programmes stünde. Das bedeute, dass sie drei Stunden arbeite, nicht von 10 bis 12 Uhr sondern von 9 bis 12 Uhr. Ihren angewöhnten Ablauf müsse sie anpassen. «Das ist gar nicht so einfach», betont sie noch einmal.
Die Arbeit in der Natur tut gut
Die Arbeit hier in der Arche gefalle ihr sehr gut. «Es ist mein kleines Paradies», erzählt Maja Bachmann schwärmend. «In der Natur arbeiten und die Pflanzen wachsen zu sehen, das tut mir sehr gut.» Die Aufgaben seien vielfältig: jäten, giessen, wilde Jungpflanzen versetzen, Beete bereitstellen für neue Pflanzen, Esel striegeln und so weiter. Auch seien Ideen willkommen, sie dürfe diese einbringen. «Aber die Angst, einen Fehler zu machen und eine negative Reaktion zu erhalten, die steckt tief», ergänzt sie. Hier seien zum Glück alle sehr nett und sie fühle sich sehr wohl. Auch der Kontakt zu den anderen Programmteilnehmenden sei sehr herzlich. «Es tut mir gut zu hören und zu erkennen, dass andere ähnliche Schwierigkeiten haben», erzählt sie. Sie fühle sich nicht allein und der Austausch sei wertvoll. «Aber das tiefsitzende Misstrauen, das geht nicht einfach so schnell weg.»
Begleitet Richtung Ziel Arbeitsintegration
Wie es jetzt weitergehe, um dem Ziel der Arbeitsintegration näherzukommen, möchte ich erfahren. «Ich nehme Tag für Tag, mache mir noch keine grossen Gedanken, was in einem Jahr sein wird», antwortet Maja Bachmann. Und das muss sie auch nicht, sie darf sich auf den Moment konzentrieren. Im Programm der IV-Integrationsmassnahmen ist vorgesehen, dass sie fast zwei Jahre lang von der fallführenden Person in der Arche begleitet wird.
Aktuell befindet sich Maja Bachmann am Anfang dieser fast zwei Jahre, im Belastungstraining. In diesen ersten drei Monaten wird ihre Arbeitszeit monatlich um eine Stunde erhöht. Im Anschluss wechselt sie ins halbjährige Aufbautraining, in dem sie an fünf Tagen die Woche je sechs Stunden arbeiten wird. Während dieser Zeit soll das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten weiter gestärkt sowie ein Wiedergewöhnen an den Arbeitsalltag ermöglicht werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil in dieser Zeit wird das Job Coaching sein. In der Arche Therapie Bülach arbeiten wir mit einer externen Stelle, die zusammen mit unseren Klientinnen und Klienten den Neustart in die Arbeitswelt organisiert. Maja Bachmann wird also darin begleitet, sich beruflich zu orientieren und einen Arbeitsplatz zu finden. Eine erste Stelle könnte der halbjährige Arbeitsversuch sein, wo Maja Bachmann die Möglichkeit erhielte, ihre Fähigkeiten im freien Arbeitsmarkt unter Beweis zu stellen. Die SVA finanziert dieses Programm und motiviert damit Arbeitgebende, Wiedereinsteiger/-innen einzustellen. Ob aus dieser befristeten Anstellung eine unbefristete wird oder ob eine andere Stelle gesucht werden muss, wird sich zeigen. Maja Bachmann wird auf jeden Fall auch bei diesem Schritt sowie das erste halbe Jahr in der Festanstellung von der fallführenden Person in der Arche begleitet.
Dankend für das offene Gespräch, beeindruckt von ihrer Persönlichkeit und beruhigt über das Wissen der nachhaltigen Begleitung nehme ich Abschied. Ich wünsche Maja Bachmann auf ihrem Weg nur das Allerbeste.
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* Aus Respekt vor der Privatsphäre der bei uns um Unterstützung suchenden Menschen verwenden wir anonymisierte Namen.