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Fruchtbare Böden für das Klima

Bereits seit zwei Jahren wird auf dem Biohof durch den Einsatz von Pflanzenkohle CO₂ langfristig im Boden gespeichert. Kurz gesagt, betreibt der Biohof «Klimafarming». Ein Trendbegriff und in aller Munde, aber was genau bedeutet er?

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David Giger, Fachangestellter beim Arche Biohof, hat sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Einsatz von Pflanzenkohlesubstraten befasst, Titel seiner Arbeit: «Qualitätseigenschaften von Pflanzenkohle-Kompost-Substrat im Vergleich». Die Nutzung der Pflanzenkohle auch beim Biohof war daher nur eine Frage der Zeit.

Ein kurzer, aber spannender Exkurs zum Ursprung
In den 60er-Jahren wurden im Amazonas-Gebiet  Überreste von Zivilisation entdeckt. Das bewog die Wissenschaftler zur Bodenuntersuchung, um mehr über die Möglichkeit zu erfahren, ob diese Region tatsächlich zivilisiert gewesen war. Bis dato waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Nahrungsmittelversorgung in dieser Region durch die dünne Humusschicht der Böden zu gering war, als dass Menschen sich dort angesiedelt hätten. Forscher entdeckten aber die heute bekannte ‘Terra Preta’, portugiesisch für Schwarzerde. Offenbar hatten Ureinwohner Holz sowie pflanzliche und tierische Abfälle in Kohlemeilern zur Holz-/Pflanzenkohle geschwellt und dieses Material dann zum Fruchtbarmachen der Böden genutzt. Die Überreste davon sind heute noch zu sehen. ‘Terra Preta’-Böden mit Kohlenstoffanteilen wurden auch in Brasilien, Norddeutschland, Australien, Zentralafrika und anderen Orten entdeckt. 

Dieses Wissen der damaligen Zivilisation, die Schwarzerde auf diese Weise nachhaltig zu kultivieren, gilt es auch heute wieder umzusetzen.

Einsatz von Pflanzenkohle auf dem Biohof
Die Pflanzenkohle kommt beim Arche Biohof im Hühnerstall zum Einsatz, hier wird sie gestreut und mit Heu bedeckt. Sie saugt den Hühnermist auf, hat damit einen zusätzlichen positiven Effekt und mindert den Geruch. Der Mist inklusive der Pflanzenkohle kommt am Ende auf den Kompost. Die Mitarbeitenden reichern den Kompost, der auch aus Gemüse- und Pflanzenabfällen besteht, dann noch mit zusätzlicher Pflanzenkohle an. 

Herstellung von Pflanzenkohle
Der Biohof nutzt das Produkt der luzernischen Verora AG; es gibt aber auch im Flaachtal eine regionale Anlage, die Pflanzenkohle produziert. Die Verora-Pflanzenkohle besteht aus sauberen und naturbelassenen Pflanzenrückständen vom Baum- und Strauchschnitt, ist zertifiziert für den Bioanbau zugelassen und eignet sich unter anderem als Stalleinstreu und Kompostierung. Hergestellt wird sie mittels eines Pyrolyseverfahrens im Bereich von 500°C bis 600°C. Das Material wird also nicht verbrannt, sondern verkohlt und karbonisiert.

CO₂-neutral, oder wie?
Ist der Biohof nun CO₂-neutral oder was bedeutet es, dass beim Biohof mit Pflanzenkohle angereicherter Kompost zum Einsatz kommt? Welche Vorteile bietet das für Natur und Mensch? Durch die Verwendung des angereicherten Komposts mit Pflanzenkohle auf den Feldern werden pro Tonne eingebrachter Pflanzenkohle zwischen zwei und drei Tonnen CO₂ langfristig im Boden gespeichert. Zudem wird der Boden belebt, ist nachhaltig fruchtbar und Lachgasemissionen werden minimiert. Bis heute konnten auf dem Biohof ca. 400 kg Pflanzenkohle ausgebracht werden, was einer CO₂ Einsparung von rund einer Tonne entspricht. Die Idee ist klar: Diese Einsparung in der Zukunft weiter ausbauen.

Die positiven Effekte der Pflanzenkohle auf den Boden sind enorm, so wirkt sie als Wasser- und Nährstoffspeicher. Pflanzen benötigen zum Gedeihen Wasser, Licht, Nährstoffe und Sauerstoff. Durch den Klimawandel sind die Felder vermehrt sehr nassen oder im Sommer sehr trockenen Zeiten ausgesetzt. Der angereicherte Boden dient als Puffer in Dürrezeiten, denn er kann Wasser besser speichern und schützt die unteren Schichten vor dem Austrocknen. Mikroorganismen können sich bei einer Trockenperiode in die Kohle zurückziehen und Nährstoffe lagern sich in der Pflanzenkohle ab und gehen so nicht verloren. Viele zusätzliche Vorteile also, neben der langfristigen Speicherung von CO₂ im Boden.

Pionier-Charakter auf dem Biohof
Der Arche Biohof ist viel mehr als nur ein Gemüseanbauer: neben der Kombination aus sozialem Charakter und der Produktion von biologisch angebauten Nahrungsmitteln sind ausserdem solch fortschrittliche Projekte umsetzbar. Mitarbeitende, die im geschützten Rahmen arbeiten, erhalten somit einen breiten Wissenstransfer und werden befähigt, nachhaltige Projekte wie «Klimafarming» einzuführen.

Mehr Informationen und Quellennachweis:
Verora Pflanzenkohle
Agroscope Science Nr. 112/2021
Bauernzeitung.ch
Schweizerbauer.ch
Renergon-biogas.com