Kameramann und Tontechniker auf dem Trottoir vor der Arche in Stellung? Auf wen sie wohl warten? Natürlich sind wir von der Arche informiert. Die einzig Ahnungslose ist Mona Vetsch, die bald um die Ecke biegt, um drei Tage bei uns zu verbringen. Mona mittendrin!
Natürlich herrschte bereits vor dem Eintreffen von Crew und Mona Vetsch grosse Aufregung im Brockenhaus – die Nervosität war bis in die Geschäftsstelle spürbar. Wird alles klappen? Wie wird es mit der Einhaltung der Corona-Massnahmen funktionieren, insbesondere mit der Maskenpflicht, die innerhalb der Verkaufsräume gilt? Die involvierten Mitarbeitenden waren mit den neuen «Brocki-Star»-Shirts ausgerüstet und warteten an jenem Augustmorgen auf die neue Kollegin, die in ihrer lockeren und unaufgeregten Art pünktlich zur Morgensitzung eintraf – und das Eis brach sofort mit der Bemerkung, dass wenn sie hier Ordnung machen sollte, sie alle enttäuschen müsste – sie sei eher für Chaos zuständig…
Kameraleute vor dem Brockenhaus in Wartestellung. Und dann ist sie da: Mona Vetsch!
Die ersten Stunden verbrachte Mona (mittlerweile natürlich auch im «Brocki-Shirt») mit Rolf in der Warenannahme und sortierte mit ihm Waren ein. Sie versuchte, die Produkte zu taxieren und ihnen einen Preis aufzudrücken. Gar nicht so einfach! Was soll ein Messerblock aus Holz kosten oder eine Designer-Zuckerdose von Alessi? Allerdings war die Arbeit fast sekundär – im Fokus stand plötzlich die spannende und sehr aussergewöhnliche Lebensgeschichte von Rolf. Seine Lebensstationen könnten die Vorlage für eine spannende Biografie liefern: Führungskraft in einem global tätigen Lebensmittelhändler, Dozent und Seminarleiter für Führungskräfte, Marktfahrer mit verschiedenen Angeboten, Brockenhaus-Mitarbeiter. Schicksalsschläge, Krankheit und Arbeitslosigkeit hatten aus dem einstigen Bewohner einer teuren Attikawohnung in Wettingen einen Wohnwagen-Bewohner gemacht. Er erzählte seine Geschichte ohne Gram und Bitterkeit – er hatte im Brockenhaus eine Aufgabe und ein Team gefunden, die ihn zufriedenstellen.
Bewegende Geschichten und zweite Chancen – In erster Linie für Menschen aber auch für Gegenstände.
An diesem ersten Tag mussten auch noch Kleidungsstücke gesichtet, sortiert und für die Auslage vorbereitet werden. Für diese Aufgabe wurde Mona Sandra zugeteilt. Eine junge Frau mit ebenso bewegter Lebensgeschichte – und auch sie ein Mensch, der sich durch die verschiedenen Windungen im Leben nicht unterkriegen lässt. Die Arbeit im Brockenhaus bietet den beschäftigen Menschen Struktur, Team, Aufgabe und nicht zuletzt ein Stück Geborgenheit – und natürlich ein kleines, aber sichereres Einkommen. Vor ihren Hintergründen oft keine Selbstverständlichkeit. Das alles gibt Halt und stärkt das Selbstvertrauen.
Kleidungsstücke, bereit für ein zweites Leben. Mit prüfendem Blick werden sie für den Verkauf einsortiert.
Am zweiten Tag ihres Besuchs stand eine Möbel-Abholung an. Die Kundin war darüber informiert worden, dass eine prominente Mitarbeiterin mit dem Arche-Team auftauchen und Hand anlegen würde. Wahrscheinlich auch für die Kundin ein einmaliges Erlebnis – und wahrscheinlich schaut auch sie der Ausstrahlung vom 6. Januar 2021, 21 Uhr auf SRF 1 gespannt entgegen! Abholungen, Wohnungs- und Hausräumungen sind gefragte Dienstleistungen und wichtige Standbeine des Brockenhauses.
Tag drei war die TV-Crew wieder den ganzen Tag im Arche Brockenhaus an der Arbeit. Geplant war ein Einsatz in der «Krimsabteilung» im ersten Stock. In dieser Abteilung warten Kleider, Küchengeräte, Geschirr, Schmuck, Spielsachen, Bücher, besonders schöne Möbelstücke und vieles mehr auf ein neues Zuhause. Liebevoll und geschickt präsentiert, wie es sich für die Auslage eines Geschäfts gehört – ein Handwerk, das gelernt sein will.
Zwischen der Arbeit in den einzelnen Abteilungen hat das Filmteam auch kurze Sequenzen aufgezeichnet, die Mona Vetsch für ihre eigenen Social-Media-Kanäle nutzt – es sind Statements, die sie einspielt, um den Menschen «draussen» zu zeigen, wie wichtig Institutionen wie das Arche Brockenhaus für Menschen sind, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keinen Platz finden und die durch die «Maschen» der Gesellschaft fallen. Die Statements, die Mona aufzeichnet hat, sind von ihr selbst kreiert worden und zeigen einmal mehr, wie gross ihr Einfühlungsvermögen in die Lebenssituationen anderer ist. So erzählt sie zum Beispiel, wie sie nicht nur einen alten, speziellen Locher aus dem Brockenhaus mit nach Hause nimmt, sondern viele Eindrücke und Geschichten von Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen und die erst recht eine zweite Chance verdient haben.
Als Abschluss der drei ereignisreichen Tage im Arche Brockenhaus bediente Mona gemeinsam mit Hanne, Leiterin der Krimsabteilung, die Kasse. Aber Mona wäre nicht Mona, wenn sie nur einfach einkassiert hätte. Sie verwickelte jeden Kunden in ein Gespräch und wollte wissen, warum sie oder er im Brocki eingekauft hatte – und warum genau dieser Gegenstand und natürlich interessierte sie, ob sie eine langjährige Kundin vor sich hatte oder einen Gelegenheitskunden.
Dann war der Dreh vorbei. Insgesamt sind fast 50 Stunden Filmmaterial abgedreht worden, die in aufwändiger Arbeit auf die Sendungsdauer von etwa 45 Minuten geschnitten werden müssen – und zwar so, dass einerseits eine spannende Reportage entsteht, aber andererseits ein Bericht, der dem/der Zuschauer/-in einen Einblick in die Abläufe des Arche Brockis gibt und ebenso den Protagonisten gerecht wird. Ein schwieriges Unterfangen!
Zum Zeitpunkt, als dieser Text geschrieben wird, ist der Film noch lange nicht fertiggestellt.
In der Zwischenzeit wurde der Film ausgestrahlt. Falls Sie die Sendung verpassen, laden wir Sie ein, «Mona mittendrin – im Brockenhaus der zweiten Chance» in der SRF Mediathek zu schauen: Sendung auf SRF ansehen oder auf Youtube
Und hier noch der Link zur «Nachsendung Q&A» - Mona Vetsch bespricht mit Sandra die vielen Reaktionen, die der Ausstrahlung auf SRF gefolgt sind!