Man ist nie allein auf seinem Weg
Menschen mit psychischen Belastungen und/oder Suchtmittelabhängigkeit finden in unserem Integrierenden Wohnen ein Zuhause. Wir unterstützen sie, ihre Ziele zur Verbesserung der Lebenssituation zu erreichen und begleiten sie in ein selbständigeres Leben. So auch Beat R.*. TEXT: Eugen Stamm
Vor drei Jahren hatte Beat R. das erste Vorstellungsgespräch bei der Arche an der Stationsstrasse. Vorher war er über zehn Jahre in ganz Europa auf der Strasse unterwegs gewesen. Seinen Weg, egal wie weit er ist, geht man nie ganz alleine. Eines Tages lief Beat der Husky-Mischlingshund Maddox zu. Zuerst hatte er ihm fast den Finger abgebissen, aber bald merkte Beat, der Hund passte zu ihm, sagt Beat.
Eigentlich gilt beim Integrierenden Wohnen von der Arche die Regel, dass die Bewohner keine Haustiere halten dürfen. Die Vorschrift ist aber mit der Zeit ein bisschen gelockert worden; heute ist ein Hund pro Dreipersonen-Wohnung allenfalls möglich. Zusammen mit Doris Bleiker, der Bezugsperson beim Integrierenden Wohnen, plant Beat nun seinen nächsten grossen Schritt: Den Wiedereinstieg in ein normales Leben. Dazu gehört, eine Berufslehre zu absolvieren, am liebsten als Fachmann Betriebsunterhalt. Nur schon eine Lehrstelle zu finden, mit über 30 Jahren, ist gar nicht so einfach. Nächsten Sommer, so das Ziel, soll es klappen.
Im botanischen Garten hat Beat über ein Arbeitsintegrationsprogramm der Stadt Zürich für ein Jahr eine Einsatzmöglichkeit gefunden, später für ein halbes Jahr in der Jugendherberge. Doris Bleiker sagt, Beat habe damit enormen Willen bewiesen und sei jeweils schon um 5 Uhr aufgestanden, um mit Maddox spazieren zu gehen.
Als Beat noch auf der Strasse lebte, begegnete er vielen Leuten, guten wie schlechten. Bettler stellten ihm nach, ein Polizist versorgte ihn im Winter mit warmem Essen und Kaffee. «Das werde ich ihm nie vergessen», sagt Beat. Und schliesslich half er selber auch Leuten, die Pech gehabt hatten.
Zu einem normalen Leben gehört auch, mit Freunden zusammen Zeit zu verbringen. Langsam findet Beat auch wieder Zugang zu Bekanntschaften von früher. Und auch wenn er Zürich nicht mag, weil die Leute hier unfreundlich und ohne Lebensfreude seien, ganz anders als in Spanien, wo er am liebsten seine Zeit verbrachte, so findet Beat hier doch an einigen Orten Gleichgesinnte, Menschen, die ihm Energie geben für seinen weiteren Weg. Irgendwann, so lautet sein Fernziel, wird er mit einer abgeschlossenen Ausbildung in Spanien arbeiten und leben, sagt Beat.
* Aus Respekt vor der Privatsphäre der bei uns Schutz und Hilfe suchenden Menschen veröffentlichen wir keine richtigen Namen.
In unserem Integrierenden Wohnen hat Beat R. nach über 10 Jahren auf der Strasse ein Zuhause gefunden.
Im Parterre des Hauses befindet sich unsere Fachstelle für Integration, wo sich Beat R. wöchentlich mit seiner Bezugsperson Doris Bleiker trifft. Zusammen planen sie die nächsten Schritte in ein selbständigeres Leben.