Aktuelles aus der Arche Zürich

Der etwas andere Einblick in die Sozialpädagogische Familienbegleitung

Geschrieben von Tanja Rebsamen | 18.02.2019

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie es wäre, wenn eine Fachfrau oder ein Fachmann aus der Sozialen Arbeit oder Psychologie zu Ihnen nach Hause kommen würde, um mit Ihrer gesamten Familie an zuvor definierten Zielen zu arbeiten? Ziele, die vielleicht eine Sozialarbeiterin, zu einem grossen Teil definiert oder mitbestimmt hat? Wie es wäre, wenn jemand vorerst «Fremdes» regelmässig zu Ihnen in Ihre Wohnung kommt und Einblick in Ihren Alltag sowie Ihre Privatsphäre hat? 

Vielleicht hätten Sie Angst, dass Ihnen die «verschriebene Person» nicht sympathisch ist, dass sie Sie nicht versteht, dass sie all die Dinge sucht und sieht, welche in Ihrer Familie gerade eben nicht gut funktionieren und Sie danach beurteilt oder verurteilt. Vielleicht hätten Sie Angst, dass sie Sie als «schlechte Mutter» oder «schlechten Vater» sieht. Vielleicht hätten Sie Angst, dass sie unmögliche, nicht erreichbare Sachen von Ihnen erwartet oder Ihnen genau vorschreibt, wie etwas zu tun ist. Vielleicht nehmen Sie es als zusätzliche Belastung wahr, weil Sie das Gefühl haben, dass Sie vor dem Besuch immer die Wohnung putzen oder noch früher aufstehen müssen, damit Sie am Morgen nicht mehr im Pyjama rumsitzen, wenn sie bereits vor dem Frühstück Besuche macht. Vielleicht hätten Sie Angst …
 
Eigentlich könnte man auch die Perspektive einnehmen, dass es doch praktisch ist, wenn eine Fachperson nach Hause kommt und Ihre Familie unterstützt. Wie bequem und entlastend es doch sein könnte, Antworten und Handlungsmöglichkeiten auf Erziehungsfragen oder Probleme zu erhalten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Eine Vertrauensperson zu gewinnen, die einen guten Einblick in Ihren Alltag hat und somit auch massgeschneiderte Lösungen mit Ihnen erarbeiten und einüben kann. Eine Vertrauensperson, die vielleicht auch einmal mit den Kindern entlastet und auf Ihre momentane körperliche und psychische Verfassung eingeht. Eine Vertrauensperson, die Sie, Ihre Kinder, Ihre gesamte Familie mit ihren Anliegen ernst nimmt und Sie darin unterstützt ...
 
Für uns Familienbegleiter:innen sind solche Perspektivenwechsel sehr wichtig. Ebenso die Überlegungen, mit welcher Haltung und welchen Methoden wir das Vertrauen für eine entwicklungsfördernde Zusammenarbeit der Familien gewinnen können und wie wir die Besuche im Daheim der Familie gestalten können, dass sie von ihnen so wenig als möglich bis gar nicht als Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden. Aber auch, wie wir uns als Fachpersonen immer wieder genügend aus dem System rausnehmen können, damit uns all die Sinneswahrnehmungen im Feld der Familie nicht überrollen und zu fest einnehmen.