Seit der Zusammenlegung mit der Stiftung Mütterhilfe führt Esther Frank die Arche Für Familien als Betriebsleiterin. Das dannzumal gestartete transdisziplinäre Angebot – Sozialarbeit und psychologische Beratung unter dem gleichen Dach – hat sich sehr erfolgreich etabliert. Nun widerspiegelt sich diese einmalige Stärke auch in der Leitung. Seit März 2023 bilden die seit acht Jahren für die Arche tätige Sozialarbeiterin Florence Leisibach und die Psychologin Esther Frank eine Co-Leitung. Wir haben mit ihnen gesprochen.
Psychologin Esther Frank und die Sozialarbeiterin Florence Leisibach
Was ist/war der grösste Aufsteller in eurem beruflichen Alltag?
Florence Leisibach: «Es gibt vielerlei Aufsteller in ganz verschiedenen Arbeitsbereichen. Beispielsweise stellen mich fachliche Auseinandersetzungen im Team über unsere Arbeit und Angebote auf. Ebenso erlebe ich es als grosse Bereicherung, im Rahmen eines Mittwochtreffs unterschiedliche Eltern-Kind-Interaktionen zu begleiten. So darf ich etwas über die Familien erfahren, verstehen und lernen. Die grosse Angebotsvielfalt der Arche Für Familien, welche einer breiten Zielgruppe von Menschen zur Verfügung gestellt wird, empfinde ich immer wieder als Aufsteller.»
Esther Frank: «Auch für mich gibt es viele Aufsteller im Alltag. Spontan kommen mir einige Familien in den Sinn, die wir in der Vergangenheit oder gegenwärtig beraten und begleiten, die einen sehr positiven, eindrücklichen Veränderungsprozess durchlebt haben. Oder mir fällt die letzte Fachveranstaltung ein, bei der wir mit vielen Fachpersonen und einem ausgewiesenen Referenten zum Thema «Bindung – Trauma – Sucht» unter anderem über die wichtige Arbeit mit suchterkrankten Eltern und ihren Kindern gesprochen und diskutiert haben.»
Was motiviert euch an der neuen Aufgabe als Co-Leiterin?
Florence Leisibach: «Genährt durch acht erfahrungsreiche Jahre als Sozialarbeiterin bei der Arche Für Familien freue ich mich sehr, meine Perspektiven und Kompetenzen durch operative und strategische Leitungsaufgaben zu erweitern. Aufgaben in der betrieblichen Entwicklung nachhaltig zu begleiten sowie Aufgaben im Bereich der Mitarbeiter:innen-Entwicklung interessieren mich. Insbesondere motiviert mich die bisherige Leitungskultur im Betrieb. Im Mittelpunkt stehen die Interessen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Viele agile Betriebs-Elemente sind etabliert und es wird grossen Wert auf Selbstorganisation und persönliche Motivation gelegt. Diese Teamkultur kann dazu beitragen, dass die Personen, die bei uns Rat suchen, in der Arche Für Familien einen sicheren Ort antreffen, wo Entwicklung möglich ist.»
Esther Frank: «Die Aufgabe an sich ist für mich nicht neu, aber mit der neu geschaffenen Co-Leitung ist die Stärke unserer Transdisziplinarität in der Arbeit nun auch auf Leitungsebene installiert. Das freut und motiviert mich enorm. Es verdeutlicht, was uns sehr wichtig ist und uns auch ausmacht: Wir beraten und begleiten transdisziplinär und niederschwellig Familien, die stark belastet sind, damit nachhaltige Veränderungen möglich sind.»
Welche Herausforderungen seht ihr auf euch zukommen?
Florence Leisibach: «Um die Lebenslagen der ratsuchenden Familien gut verstehen zu können, braucht es eine fortlaufende Auseinandersetzung aller Mitarbeitenden mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Phänomenen, welche die Familien in ihrem Alltag bewerkstelligen müssen. Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, ist es wichtig, dass man aufmerksam und offen gegenüber gesellschaftlichen Themen ist und die eigene Arbeit regelmässig reflektiert. Es braucht vernetztes Denken und Handeln, damit die komplexen Problemlagen und ihre Wechselwirkungen entschlüsselt werden und unterstützende Angebote geschaffen werden können.»
Esther Frank: «Die Finanzierung des Angebots ist und bleibt anspruchsvoll. Genau hinzuschauen und zu beobachten, wo, in welchen Lebensphasen und welche Familien zu wenig Unterstützung erhalten, und in diesem Zusammenhang frühzeitig zu reagieren, ist uns ein grosses Anliegen. Dieser Umstand ist und bleibt ebenfalls herausfordernd.»